Selbstreflexion zu "Lektüre unterrichten"

Dieser Text:

meine Veranstaltung: Neu aufzubauendes Wahlpflichtfach "Ethik der KI" (Kürzel: ETKI) im Studiengang Wirtschaftsinformatik (WIF) an der HAW Landshut. Modulbeschreibung: http://www.jbusse.de/public/Modul_etki.html

Einsicht:

  • Es nützt nichts den Studierenden zu sagen "Sie müssen lernen, XXX zu tun": Selbst in einer Pflichtveranstaltung funktioniert das nur bedingt, und in einem Wahlfach geht das gar nicht.
  • Was bisweilen aber gut funktioniert: Die Studierenden haben bereits ein Interesse (ein Problem, wollen etwas wissen), und man kann Ihnen zeigen, wie sie selbst dieses Interesse bedienen können.
  • Idee für ETKI: Hole bei den Studierenden Interessen, Probleme, Fragen an die Oberfläche, die ohnehin latent vorhanden sind. Eigenschaften gut geeigneter Probleme:
    • fachlich einschlägig
    • fachlich spezifisch: Um das ethische Problem angemessen angehen zu können ist es er
    • lebenspraktisch
    • nicht eindeutig zu beantworten, "offen", "relativ"

Klassische Methode: Insgesamt 2-3 Einheiten "Projektarbeit".

Projektarbeit

bottom-up Vorgehen zu "Projektarbeit":

  • zuerst das Problem als Problem virulent machen
  • dann Texte an die Hand geben, in denen Lösungen angeboten werden
  • typisch für offene Probleme: verschiedene Lösungen anbieten, die typischerweise nicht zusammenpassen, sondern geradezu konträr sind

Ethik ist ja geradezu charakterisiert durch Probleme, die nicht eindeutig zu lösen sind. Welche Probleme sind für ETKI interessant?

Idee didaktischer Grob-Aufbau Projektarbeit

  • präsentiere Dilemma-Situation (Moral Machine, Heinz)
  • Dilemma-Situation erst *sich* erschließen, dann für alle erschließen
    • Selbstexploration
    • lasse verschieden Positionen exemplarisch (an-) diskutieren
    • für alle: Themenspeicher, Fragenspeicher
    • klarmachen: nicht alle Fragen kann man klären
  • Lesen und Codieren
    • stelle Texte mit weitgehend unterschiedlichen Lösungsansätzen zur Verfügung
      • z.B.: Alexander Hevelke / Julian Nida-Rümelin: Selbstfahrende Autos und Trolley-Probleme: Zum Aufrechnen von Menschenleben im Falle unausweichlicher Unfälle. in: Jahrbuch für Wissenschaft und Ethik, Band 19, Heft 1, Seiten 5–24, ISSN (Online) 1613-1142, ISSN (Print) 1430-9017, DOI: https://doi.org/10.1515/jwiet-2015-0103
    • lasse Inhalte konventionell erarbeiten (z.B. mit SQ3R-Methode, andere)
    • lasse Inhalte in semiformalen Wissensrepräsentationen darstellen
      • klassisch: Pro-Contra-Tabelle
      • konventionell innovativ: Mindmap, Wissensgraph, semantisches Netz
      • experimentell: Argumentations-Analyse?
    • evaluiere Wissensrepräsentationen
  • Anschlusskommunikation: verwende Wissensrepräsentationen in einer Debatte
    • klassisch: Pro-Contra-Debatte
    • experimentell: gemeinsames Mergen von verschiedenen Argumentations-Graphen?
  • Ergebnissicherung: Studienarbeit, Grundlage für die Schein-Vergabe:

Kritische Betrachtung zu "Projektarbeit"

Die Ziele des Wahlpflichtfachs "Ethik der KI" betreffend:

  • Ideal JB "deskriptive Ethik": Ist das überhaupt Ethik oder lediglich eine bestimmte Form wertneutraler, analytischer Philosophie?
  • Dient eine solche Argumentations-Analyse der Schulung des ethisch-normativen Urteils?

Leistungsfäigkeit des bottm-up-Ansatzes

  • Lassen sich in einem Fallbeispiel alle (oder auch nur die wichtigsten) relevanten Inhalte der Ethik induktiv entwickeln?

Diskussion Mi Vormittag: