Autodidaktisches Lernen

In der Literatur werden die Begriffe fremdgesteuertes selbstgesteuertes selbstverantwortes autodidaktisches Lernen unterschiedlich verwendet.

Hier ein eigener Versuch einer Begriffsklärung.

Fremdgesteuertes Lernen

Bei fremdverantwortetem Lernen übergibt man an einen Lehrer die Hauptverantwortung dafür, dass man etwas lernt.

Der Lehrer ist aktiv, erklärt, zeigt, stellt Aufgaben, unterstützt bei der Lösungsfindung, korrigiert, gibt Feedback, weckt auf. Die wichtigste Aufgabe des Lehrers bei fremdverantwortetem Lernen besteht darin, uns anzutreiben und unseren inneren Schweinehund zu besiegen.

  • Wir bezahlen den Lehrer, damit er uns Selbststeuerung und Selbstverantwortung abnimmt.

Wir selbst haben keine Verantwortung. Wir lehnen uns zurück und erwarten, dass man uns schon beibringt, was wir wissen müssen. Wenn das nicht klappt hat der Lehrer schlecht gearbeitet.

Selbstgesteuertes Lernen

Selbstgesteuertes Lernen ist Lernen "an der lange Leine": Die eigenen Lernaktivitäten werden selbst in Eigenregie geplant und durchgeführt, wobei man sich aber darauf verlassen kann, dass das wohlwollende Auge des Lehrers auf uns ruht.

Wie beim fremdgesteuerten Lernen auch ist der Lehrer immer noch aktiv, erklärt, zeigt, stellt Aufgaben, unterstützt bei der Lösungsfindung, korrigiert, gibt Feedback.

  • Beim Lehrer bleibt die Verantwortung für das Lehr-Lern-Arrangement.

Wie wir allerdings diese Lernstrukturen im Detail ausführen ist unsere Sache.

Selbstverantwortetes Lernen

Bei selbstveranwortetem Lernen übernimmt man selbst mehr Verantwortung für das eigene Lernen - auch mit Lehrer.

Weil der Antrieb und die Verantwortung für unser Lernen aus uns selbst kommt, muss der Lehrer kein Domteur mehr sein für unseren inneren Schweinehund. Im Gegenteil: Ein guter Lehrer lässt uns möglichst viel selbst machen, selbst ausprobieren, selbst erschließen. Er unterstützt uns als Lernberater und Coach, unsere eigenen (!) Lernziele zu erreichen.

  • Der Lehrer "lehrt", indem er unser Lernen lediglich unterstützt, aber nicht antreibt.

Das Gebot der Stunde heißt hier "Minimale Hilfe", "Hilfe zur Selbsthilfe" oder "Hilf mir, es selbst zu tun".

Autodidaktisches Lernen

Unter autodidaktischem Lernen kann man selbstverantwortetes Lernen verstehen, bei dem man auch alle Funktionen des Lehrers, die man sinnvollerweise übernehmen kann, auch tatsächlich selbst übernimmt.

Das heißt nicht, dass man alleine lernt, im Gegenteil: Viele Lernziele erfordern die Kommunikation mit anderen Lernern. Man braucht einen Diskussions- oder Sparring-Partner, einen Inhalts-Experten, einen Lern-Berater oder Coach.

  • Der Lehrer "lehrt", indem er eine zeitlang in diese Rollen schlüpft - und zwar auf auf unsere Nachfrage und unseren Auftrag hin.

Bei all dem behält man die Gesamtverantwortung für das eigene Lernen bei sich: Der Lernende ist sein eigener Generalunternehmer in Sachen lernen, ist sich selbst sein eigener Lehrer.