Lehr-Lern-Konzept (LLK)

Subjektive Überzeugung JB, Axiom: In vielen Fächern haben wir aber kein Wissens-, sondern ein Aneignungs- und Umsetzungs-Problem. Studierende lernen nicht, indem sie einem Dozenten zuhören, sondern sie müssen selbst aktiv werden. Das gilt vor allem für das Programmieren, aber auch für viele andere Lerngegenstände.

Situation heute: Für die Grundlagen der Data Science haben große Akteure der DataScience-Szene (wie z.B. Kaggle.com) ganz hervorragende Selbstlern-Kurse entwickelt.

  • Technisch sind diese als eine Kette von vielen kleinen Inputs und kleinen Programmieraufgaben gestaltet.
  • In die Konstruktion solcher Kurse fließen weitaus mehr Ressourcen, als ein gewöhnlicher Dozent an einer HAW in seine Lehrvorbereitung investieren kann.
  • Vermutung: Wer 90 Minuten von Zuhause aus solch einen Kurs erarbeitet, lernt deutlich mehr als seine Nachbarin, die sich in dieser Zeit im Hörsaal die Kursinhalte erzählen lässt.

Im Gespräch mit interessierten Studierenden wurde für das WS 2020 der folgende Lehrversuch beschlossen:

  • Ein wesentlicher Teil des Stoffes wird durch am Markt verfügbare Medien definiert (für dsci siehe dsci_grundlagen).
  • Die Studierenden eignen sich den Stoff im Modus des selbstgesteuerten Lernens an - je nach Präferenz entweder alleine zuhause oder gemeinsam auf den Campus in kleinen Arbeitsgruppen mit einem Tutor in Reichweite.
  • Wir nehmen kaggle-learn, das manche User im Netz aus praxisorientierter Sicht als vorbildlich empfehlen (z.B. hier oder hier).

Die Aufgabe des Dozenten besteht in diesem Setting nicht vorwiegend ist der Darstellung von Stoff ("Vorlesung"), sondern in der Unterstützung des Lernens (und natürlich Zertifizierung des Lernerfolgs, also "Klausur"). Im Detail:

Rolle Medien:

  • Die Medien stellen den Stoff dar ("Exposition")
    • vorwiegend Text
    • ggf. Erklär-Videos
    • ersetzen die Vorlesung
  • Ds Netz bietet eine Lernumgebung, in der man selbstgesteuert aktiv werden kann.
    • Die von uns ausgewählten Kurse bringen dies out-of-the-box in der Cloud mit.
    • In dsci bieten wir für diesen Zweck ein virtuelles Labor zum Download an.
    • Das ist E-Learning im eigentlich Sinn: Nicht nur Transport von Medien (oft pdf oder ppt) digital, sondern Lernen mit Wissensrepräsentationen, die der Computer interpretieren und der Lernende darin (Probe-) Handeln kann.

Rolle Dozent:

  • Expertenwissen
    • 2nd level support
    • viele kleine Lernaufgaben ("Übungsblätter") erstellen
      • und indivduell Feedback geben
    • Ergänzung eigene Lehrmaterialien
      • Zusammenfassungen, Orientierung, Fokussierung
  • Lehraufgaben:
    • Lernumgebung aufsetzen
    • SGL für die Gruppe synchronisieren (falls erwünscht)
    • Feedback
    • und wenn die Zeit reicht: unterstützung der Lernenden als Tutor

Anmerkung: In der Literatur wird dieses Konzept gerne "Inverted Classroom" genannt. Ich halte diesen Begriff für unglücklich, da er von einem konservativen Lehr-Konzept ausgeht, bei dem "normalerweise" auf dem Campus vorgetragen und zuhause geübt wird. Ich verwende diesen Begriff nicht.