Medienkompetenz wird mittlerweile als eine Schlüsselqualifikation angesehen, die als wichtige Voraussetzung gilt, um globale Entwicklungsprozesse und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft meistern zu können. Bei der Beschäftigung mit entsprechenden Publikationen zu diesem Thema (vgl. Hamm 2001, Kerres 2001) wird jedoch schnell deutlich, dass völlig unterschiedliche Auffassungen darüber bestehen, was eigentlich unter dem Begriff „Medienkompetenz“ verstanden werden kann.
Aufgrund dieser inhaltlichen Unschärfe des Begriffs wurde eine Studie unter dem Titel „Medienkompetenz – Kompetenz für Neue Medien“ von der Projektleitung durchgeführt. In der Publikation zu dieser Studie wurde darauf hingewiesen, dass der Kompetenzbegriff im Allgemeinen ein komplexes, mehrdimensionales Gebilde aus Kenntnissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten impliziert. Übertragen auf Medienkompetenz beinhaltet dies ein Wissen über sowie Fähigkeiten und Fertigkeiten zur Handhabung und Nutzung von technischen Systemen, zur Gestaltung von sozio-technischen Systemen sowie zur Reflexion und kundigen Kritik (vgl. Schiersmann, Busse, Krause 2002).
Teil dieser Studie war eine Expertenbefragung zu dem Thema (ebd.). Dabei wurde deutlich, dass die Interpretation des Begriffs eng mit dem jeweiligen Einsatzbereich zusammenhängt. Anders ausgedrückt: Zumeist wird Medienkompetenz für einen speziellen Handlungskontext definiert. Diese Tatsache verdeutlicht auch den Umstand, dass es nur relativ wenige Veröffentlichung zum Thema „Medien-kompetenz“ aus einer allgemeinen Sicht, sondern zumeist in Anlehnung an eine Beschreibung eines praktischen Anwendungsfeldes gibt.
Entsprechend hierzu wird die Zielkomponente „Medienkompetenz“ im Ausbildungs-konzept von “Studbene“ als Erwerb von mediendidaktischer Kompetenz angesehen, die zur Gestaltung, Initiierung, Umsetzung und Reflexion von medienbasierten Lehr- und Lernarrangements dienen sollen (vgl. Kerres 2001, Lehmann/Bloh 2002). Lernberater/innen mit fundierter Medienkompetenz brauchen demnach Kenntnisse, Fertigkeiten und Fähigkeiten, die den Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien als Lehr- und Lernmittel ermöglichen (vgl. Bremer 2002).
Dies impliziert bis zu einem gewissen Grad den Erwerb von „Technik-Kompetenz“, um die mediendidaktische Gestaltungsfreiheit zu erhöhen. Im Gegensatz zu vielen anderen mediendidaktischen Weiterbildungsangeboten oder Studiengängen sind im Konzept von “Studbene“ jedoch keine speziellen Produktschulungen oder Programmierkurse integriert. Medien werden vielmehr als Werkzeuge für die mediendidaktische Gestaltung von Lernarrangements aufgefasst; daher steht eine effektive pädagogische Nutzung immer im Vordergrund.
Dabei waren in der didaktischen Planung der Lehrveranstaltungen des Projekts so angelegt, dass die Lernenden bis zu einem gewissen Grad selbst bestimmen konnten, wie sehr sie sich mit einem Themengebiet auseinandersetzen wollten. Neben den Mindestanforderungen, die als Lernziele vorab definiert wurden, ermöglichte dieses Vorgehen eine Individualisierung der Lernprozesse im Rahmen universitärer Lehre. Eine kleine Analogie soll diesen didaktischen Ansatz verdeutlichen: Viele Menschen benutzen das Textverarbeitungsprogramm MS WORD . Für einen Großteil ist es jedoch ausreichend 20 bis 30 Funktionalitäten dieser Software zu kennen. Sie verwenden dieses Produkt hauptsächlich für einfache Anwendungen (z.B. Briefe schreiben). Bei einem Anwendungsfall, der über diese Funktionen hinaus geht, kann ein entsprechendes Handbuch genutzt oder anderweitig Zusatzinformationen besorgt werden. Wichtig ist daher ein Wissen über Informationsmöglichkeiten zu erzeugen, anstatt „träges Wissen“ zu produzieren, dass nicht für den zielorientierten Einsatz vonnöten ist. Vergleichbares gilt für die mediendidaktische Nutzung von bestimmten Programmen: Meist reichen eine überschaubare Anzahl von Kenntnissen aus, um einen sinnvollen pädagogischen Einsatz zu realisieren. Weitaus wichtiger ist das Wissen über das richtige Produkt für bestimmte Situationen sowie ein reflexives Wissen über Vor- und Nachteile beim Einsatz einer bestimmten Software.