Das Projekt “Studbene“ wurde in das Programm "Bündnis für die Lehre", Ausschreibung "Innovative Projekte in der Lehre" und dem Förderbereich "Einsatz elektronischer Medien in der Lehre" (Erlass des MWK Stuttgart vom 08.03.2000) aufgenommen. Es fand über einen Zeitraum von knapp drei Jahren (von März 2001 bis Februar 2003) am Lehrstuhl für Weiterbildung des Erziehungswissenschaftlichen Seminars der Universität Heidelberg statt. Es handelte sich dabei um ein Entwicklungsprojekt, das die curriculare Konzeption und die praktische Ausbildung von Studierenden zu „Lernberater/innen für Neue Medien“ sowie die Einrichtung der notwendigen technischen Infrastruktur zur Aufgabe hatte.

Das Konzept von „Studbene“ zur Ausbildung von studentischen Lernberater/innen orientierte sich in erster Linie an einer dem Studienalltag der Zielgruppe angepassten Praxistauglichkeit. Daher war die Einbindung in die sonstigen Lehrangebote der Universität Heidelberg maßgeblich. Die einjährige Ausbildung in „Studbene“ fand in zwei Seminaren je Semester statt, wobei jeweils ein Haupt- sowie ein Proseminar je Semester absolviert werden musste. Die erworbenen vier Seminarscheine waren am Erziehungswissenschaftlichen Seminar entsprechend vergleichbaren Studien-leistungen anrechenbar. Diese Tatsache wurde durch bestehende Kooperations-vereinbarungen zwischen den Universitäten Heidelberg und Mannheim bezüglich der Anrechenbarkeit in der jeweiligen Prüfungsordnung ergänzt, sodass es auch Studierenden aus Mannheim möglich war, vom Angebot des Projekts „Studbene“ zu profitieren.

Überdies gelang durch die berufspraktischen Inhalte und kompetenzfördernde Lernformen eine Integration der Veranstaltungen des Projekts als Modul in das Lehrangebot von B.A.-Studiengängen der Universität Mannheim. Durch die Teilnahme bei „Studbene“ konnten demnach mehrere Module zur vollständigen Abdeckung des Bereichs "Social Skills" (zugeordnet dem Vertiefungsbereich "Präsentation und Kommunikation") absolviert werden. Die Lehrveranstaltungen des Projekts wurde hierzu gemäss den Vorgaben des ECTS-Punktesystems modular gestaltet und entsprachen zusammen 12 ECTS (wobei ein ECTS-Punkt dem Lernaufwand von 25 Zeitstunden entspricht). „Studbene“ war somit auch ein idealer Praxistest für die beginnende Umstellung des Studienangebots nach den Richtlinien für B.A.-/M.A.-Studiengänge sowie für das neue „Mediendidaktische Zentrum“ der Universität Heidelberg.

Das Projekt war durch die vielfältige Verwendbarkeit der Leistungsnachweise ein interdisziplinär ausgerichtetes Studienangebot und bot sich für Studierende aus verschiedenen Fächern als Möglichkeit zur persönlichen Weiterbildung und als ergänzende Zusatzqualifikation an. Der Erwerb der Seminarscheine wurde noch durch eine Teilnahmebescheinigung ergänzt, auf der die Inhalte und der Umfang der erbrachten Leistungen im Rahmen der gesamten Ausbildung gesondert aufgeführt wurden. Der zertifizierte Nachweis über den aktiven Erwerb pädagogischer und mediendidaktischer Fertigkeiten war für den größten Teil der Studierenden das ausschlaggebende Kriterium für die Entscheidung zur Teilnahme.

Nach diesem Modell wurde im Sommer- und Wintersemester 2002/03 eine erste Gruppe von Studierenden ausgebildet. Von den anfänglich 20 Teilnehmenden schlossen 12 Studierende die Ausbildung erfolgreich ab. Die Gründe für den Abbruch der Ausbildung wurden von den entsprechenden Personen zumeist mit veränderten persönlichen Lebensumständen sowie der hohen Arbeitsbelastung durch die teil-virtuelle Ausbildung begründet. Die Notwendigkeit einer genauen zeitliche Planung des Studiums, um eine einjährige Zusatzqualifikation integrieren zu können, wurde trotz eindeutiger Hinweise im Rahmen des Bewerbungsverfahrens offensichtlich von vielen Studierenden unterschätzt. Studiumsbegleitende Praktika und Prüfungen machten daher einen Verbleib für einige Studierende unmöglich.

Für die Absolvent/innen der ersten Ausbildungsgruppe war in der Planung des Projekts vorgesehen, als ausgebildete „Lernberater/innen für Neue Medien“ tätig zu werden. Ein entsprechendes finanzielles Budget war hierfür vorhanden und wurde durch eine Prozessbegleitung durch die Projektmitarbeiter/innen ergänzt. Von diesem Angebot machten schließlich 7 der verbliebenen 12 Teilnehmenden Gebrauch. Mit den tutoriellen Tätigkeiten der Studierenden wurden sehr gute Ergebnisse erzielt – so konnte das aus dem Projekt „Studbene“ erworbene Wissen sinnvoll in andere Kontexte übertragen und eine eindeutige Erhöhung des medien-technischen Kompetenzerwerbs bei einer Reihe von Studierenden erreicht werden (s. hierzu ebenfalls Kap. 6).

Aufgrund der formativen Evaluation des Projekts wurden nach dem Ende der ersten Ausbildungsgruppe einige Veränderungen des inhaltlichen und didaktischen Konzepts vorgenommen. Unter anderem wurde aufgrund der gemachten Erfahrungen ein Teil der virtuellen Lehre durch eine stärkere zeitliche Gewichtung der Präsenzveranstaltungen ersetzt. Die netzbasierte Kommunikation und Kooperation wurde von den meisten Teilnehmenden als eine große zeitliche Belastung wahrgenommen. Als Studierende einer Präsenzuniversität stimmten sie daher für die Durchführung des größten Teils der sozialen Lernformen in Präsenz. Auch für die Lehrenden war der Betreuungsaufwand von virtuellen Lernprozessen um einiges höher als in nicht-virtuellen Lernarrangements. Diese Erkenntnis zeigt eindeutig, dass medienbasierte Lehre an Hochschulen nicht unbedingt den Vorteil einer Ersparnis von zeitlichen Ressourcen impliziert. Diese oft propagierte Hoffnung aus den ersten Jahren des Internets konnten auch im Rahmen von „Studbene“ nicht bestätigt werden.

Die Ausbildung einer zweiten Gruppe von Studierenden fand im Sommer- und Wintersemester 2003/04 statt. Von 18 Teilnehmenden zu Beginn absolvierten insgesamt 16 Studierende die Ausbildung. Die weitaus geringere Abbruchrate als bei der ersten Ausbildungsgruppe bestätigt die Veränderungen im Konzept aufgrund der erhobenen Evaluationsdaten. Mit dem Abschluss der zweiten Ausbildungsgruppe endete auch die gesamte Projektlaufzeit, weshalb eine finanzielle Förderung und pädagogische Begleitung bei einer Tätigkeit als „Lernberater/innen für Neue Medien“ für die Teilnehmer/innen der zweiten Ausbildungsgruppe nicht mehr ermöglicht werden konnte.