In einem ersten Durchlauf der Ausbildung mit 12 Teilnehmenden wurde deutlich, dass sich die Lernziele aufgrund der hohen Komplexität der Lehrinhalte und dem großen Stoffumfang in einem begrenzten zeitlichen Rahmen nur durch ein Lernarrangement erreichen lassen, bei dem eine hohe Teilnehmeraktivierung mit selbstgesteuerten und kooperativen Gruppenlernprozessen erreicht wird.

In dieser Pilotphase wurde die Leittextmethode weiter entwickelt. Dieses Konzept aus den 70er Jahren für die situations- und problemorientierte Aneignung von praktischen Handlungskompetenzen im metallverarbeitenden Gewerbe schien auch für die Studierenden in Studbene als Form des "explorativen Lernens" geeignet.

In der klassischen Leittextmethode sollen die Lernenden nach einer kurzen Einführung in das jeweilige Thema und durch spezielle weitergehende Fragestellungen angeleitet werden, notwendige Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten in Form einer Projektarbeit selbständig anzueignen. Diese Form des Lernens unterstützt somit die Aneignung von Handlungskompetenz, wie auch eine Selbstorganisation des Lernprozesses. Das Rollenverständnis der Ausbilder/innen wandelt sich dementsprechend von einer unmittelbaren Vermittlerrolle hin zu einer Begleiter- und Beraterrolle.

Die Leittextmethode wurde später u.A. von Greif (1996) weiter ausgebaut und für die universitäre Lehre fruchtbar gemacht. Ausgehend von diesem Stand wird die Methode für ein aktives Lernen von Fach-, Methoden- und Sozialkompetenz eingesetzt. (vgl. Golle/Hellermann 2001). Um diese Lernziele zu erreichen, werden in "Studbene" drei standardisierte Texttypen ausdifferenziert:

  • Informationstexte stellen Inhalte sachsystematisch dar und vermitteln ein notwendiges Grundwissen zu den Themenbereichen. Wir entwickeln diese Informationstexte selbst, verweisen jedoch in hohem Maß auch auf ausgesuchte Internet-Ressourcen.

  • Studbene-Leittexte (SLT) enthalten Vorgehensvorschläge, Leifragen und/oder Übungen, um sich auf Basis von Informationstexten und den weiteren Ressourcen spezifische Handlungskompetenzen aneignen zu können. Die Leittexte sind ergebnisorientiert und haben durch den stufenartigen Aufbau des Lernprozesses auch eine motivierende Funktion zum Gelingen des sobstorganisierten Lernens.

  • Session-Planungstexte (SPT) sind mikrodidaktische Modelle für Unterrichtseinheiten von 90 Minuten ("Sessions") im Sinne von verschriftlichten, medial "konservierten" Sitzungplanungen und -abläufen. Sie sind zielorientiert aufgebaut, indem einzelne Lernergebnisse und die am Ende angestrebten Kompetenzen benannt werden.

Die in einer Session eingesetzten Informations-, Leit- und Planungstexte stehen in engem Bezug zueinander. Die entstehenden Pakete aus drei aufeinander aufbauenden Textformen wiederum machen in ihrer Gesamtheit den "Content" des Wissensnetzwerks aus.

Während in den Informationstexten situationsorientiert unterschiedlich viel Grundwissen zu einem Themengebiet vorgeben werden kann, leisten die Leittexte eine handlungsorientierte Didaktisierung von Inhalten. Die Planungstexte wiederum fügen die einzelnen Materialien zu einem prozesshaften Lernberatungskonzept zusammen. Da es sich bei Studbene um eine Ausbildung von "Multiplikatoren" handelt, die ihr erwobenes Wissen und die methodisch-didaktischen Erfahrungen aus der Ausbildung in ihrer späteren Tätigkeit als Lernberater/innen weitergeben, mussten die angebotenen Lernmaterialien so konzipiert werden, dass sie sowohl als Grundlage für diese Formen des Lernens, als auch zur medien-neutralen, XML-konformen Veröffentlichung im Internet geeignet sind. Die Verbindung von netzbasierten und standardisierten Planungstexten, Informationstexten und Leittexten in der Topic Map stellt eine mediale Abbildungsform pädagogisch-didaktischer Praxis dar.

Indem die Leittextmethode in dieser Form zum Lehrgegenstand der Ausbildung gemacht wird, geht es nicht alleine um einen medialen, sondern auch um einen pädagogisch-didaktischen Anspruch. Lernprozesse der Teilnehmenden finden hierbei zum einen durch die Verwendung der Leittexte während der Erstausbildung und durch das eigene Schreiben von Leittexten als Form der Ergebnissicherung statt.

Die Zielrichtung hierbei ist der Aufbau eines Wissensnetzwerks zur Unterstützung der Beratungstätigkeit: Leittexte und andere Materialien aus der Ausbildung sollen auch zur Lernberatung eingesetzt werden und durch den gemeinsamen Austausch einen Kompetenz-Transfer und Netzwerkbildung fördern.

Die Inhalte dienen somit der Studbene-Ausbildung und den ausgebildeten Lernberater/innen als Lehrmaterialien. Eine strukturierte Organisation und die nutzergerechte Darstellung sind daher wichtige Kriterien für die nachhaltige Wiederwendungsmöglichkeit. Hierzu wurde mit der Entwicklung einer "Studbene Topic Map" (STM) eine innovative, ausbaufähige und auf vielfältige Bereiche übertragbare Lösung gefunden.