Konstruktivistische Theorieansätze werden sehr oft für die Begründung für verschiedene Modelle medienbasierten Lernens benutzt. Es gilt im Einzelfall zu klären, wie sehr die o.g. Postulate tatsächlich umgesetzt werden können. Die subjektorientierte Gestaltung des Lernarrangements ist sicher ein bedeutendes Kriterium für die Erwachsenenbildung. Bei Studierenden, die zum einen junge Erwachsene sind und zudem ständig in Lernprozessen für unterschiedliche Lehrveranstaltungen involviert sind, war die Leittextmethode als instruktionalistische Form des Wissenserwerbs durch die Vorgaben von Lernzielen und -prozessen eine erfolgsfördernde Hilfestellung zur Bearbeitung der Aufgabenstellungen. Konstruktivistische Handlungsmaxime sind demnach oft als anzustrebende Wertvorstellungen bzw. als idealtypische didaktische Ziele zu interpretieren, die in der Praxis nicht unbedingt zu den gewünschten Ergebnissen führen. Die begründete Wahl von anderen Lernformen kann in der medienpädagogischen Praxis durchaus Sinn machen. Eine teilnehmerorientierte Didaktik drückt sich z.T. auch in klaren Vorgaben und Vereinbarungen aus. Solange dies mit den Wünschen und Interessen der Lernenden korreliert, ist dieses Vorgehen sicherlich gerechtfertigt.

Die Ausbildung zu „Lernberater/innen für Neue Medien“ als studienbegleitende Zusatzausbildung impliziert neben den Inhalten zur Vermittlung einer Medien- und Beratungskompetenz auch eine didaktisch-methodische Dimension. Da das Konzept von „Studbene“ vorsieht, dass die Teilnehmenden die Erkenntnisse und Erfahrungen aus der Ausbildung an Studierende und Dozenten weitergeben sollen, war eine klare Offenlegung der didaktischen Planung und eine Vielfalt bei der methodischen Gestaltung der Lehre ein wichtiger Aspekt.

Das Projekt „Studbene“ bezog sich in der Planung und Gestaltung der Lehre auf moderne konstruktivistische Ansätzen der Erwachsenenbildung, nach deren Vorstellungen das Lernen ein aktiver, selbstgesteuerter, konstruktiver, situativer und sozialer Prozess ist (vgl. Reinmann-Rothmeier/Mandl, 1997). So hatten die Teilnehmenden regelmäßig die Aufgabe, sich einzelne, abgeschlossene Themenbereiche mithilfe der „Studbene-Leittexte“ (SLT) aktiv selbst anzueignen. Hierfür ist ein hohes Maß an Selbststeuerung und intrinsischer Motivation notwendig, zumal daraufhin das Wissen über diese Themenbereiche vorausgesetzt wurde, ohne dass diese in der Präsenzlehre erneut aufgegriffen wurden. Dies trifft vor allem für Aspekte im Bereich der Medienkompetenz zu.

In der didaktischen Planung der Lehrveranstaltungen von „Studbene“ war das Konzept eines hybriden Lernarrangements vorherrschend. Es wurde somit auch als favorisiertes didaktisches Konzept angesehen, um medienbasierte Lernformen in einer Präsenzhochschule effizient integrieren zu können. Damit orientierte sich „Studbene“ auch am aktuellen Stand der fachwissenschaftlichen Diskussion. „Blended Learning“ funktioniert wiederum nur durch die Orientierung an den Paradigmen konstruktivistischer Lernformen. Beide Konzepte bedingen sich daher gegenseitig und stellen zusammen eine innovative Praxis mediengestützter Bildungsmaßnahmen dar.

Die Förderung von Selbstlernkompetenz durch die Aufgabenstellungen und Materialien von „Studbene“ wurden als zentrales Ausbildungsziel für die angehenden Lernberater/innen angesehen. Konkret bedeutete dies, dass zwischen den Terminen der Präsenzlehre sog. „Selbstlernzeiten“ durch Einzel- oder Gruppenarbeiten von zu Hause aus zu erledigen waren. In der ersten Gruppe von Auszubildenden war dieser Anteil noch erheblich größer als in der zweiten Gruppe. Die Erfahrungen mit diesem Mix aus unterschiedlichen Lernformen zeigten, dass die gewohnte Lernkultur an einer traditionellen Präsenzuniversität ein geringeres Maß an Online-Lernphasen zulässt, als dies anfänglich geplant war. Die meisten Studierenden verfügten nicht über ein ausreichendes Zeitmanagement, um den Anforderungen gerecht werden zu können. Zudem machte die Organisation und Aufgabenverteilung in Gruppenarbeiten den Studierenden einige Probleme. Nachdem diese Tatsache in dem Konzept durch eine Verringerung des Zeitaufwands und der Komplexität der Aufgabenstellungen für die Onlinephasen berücksichtigt wurde, funktionierte das didaktische Konzept des „Blended Learning“ weitgehend problemlos.