Ein wesentlicher Inhalt in Zusammenhang mit einer pädagogisch ausgerichteten Medienkompetenz im Konzept des Projekts war der Aspekt des medien-unabhängigen Publizierens im Internet auf Grundlage von „XHTML“ (eXtensible Hypertext Markup Language) und „CSS“ (Cascading Stylesheets). Dieser Ansatz ermöglicht die anschauliche und ergebnisorientierte Vermittlung der strikten Trennung von Form, Inhalt und Gestaltung einer schriftlichen Arbeit. Somit konnten die unterschiedlichen Ebenen thematisiert und gleichzeitig die technische Wissensvermittlung miteinander verknüpft werden. Dabei war es zudem möglich, den didaktischen Einsatz von selbst gestalteten Webseiten als Lernmedium zu planen, den Nutzen des Lernens mit Hypertexten zu analysieren und kritisch zu hinterfragen bzw. darauf aufbauend eigene Konzepte hierfür zu entwickeln und umzusetzen.

Kenntnisse von XHTML wiederum bilden eine notwendige Voraussetzung für das Erlernen von XML (s. Modul 2) und zur Entwicklung von Inhalten für Lernplattformen (s. Modul 3). Aufbauend auf der Gestaltung von Webseiten zur Vermittlung von Wissensinhalten wurden weitere Kommunikationsdienste des Internets (E-Mail, Mailinglisten, Newsgroups, Foren) auf ihren pädagogischen Nutzen hin untersucht und die selbst gemachten Erfahrungen einer kritischen Bewertung unterzogen. Die Teilnehmenden erwarben Kenntnisse zur Gestaltung von pädagogischen Webprojekten und zur Begründung der Auswahl von eingesetzter Software. So wurde u.a. der barrierefreie Zugriff auf netzbasierte Bildungsangebote thematisiert. Im Sinne eine medienpädagogischen Betrachtung wurde für einen ungehinderten Zugang zu netzbasierten Bildungsangeboten auch für Menschen mit Behinderung plädiert. Auch hierzu ist besonders der oben beschriebene Ansatz der Nutzung von XHTML und CSS geeignet, da diese Form der Webseitengestaltung z.B. von Lesegeräten für blinde Menschen und anderen Hilfsprogrammen problemlos gelesen werden können.

Wie bereits erwähnt, geht es im Sinne einer Weiterbildung um die Erweiterung bestehender Kenntnisse und Fähigkeiten durch die Vermittlung von vertiefenden Wissensinhalten, der Nutzung dieses Wissens in neuen Verwendungskontexten und damit letztlich um die Änderung bzw. Erweiterung bestehender Sichtweisen und Deutungsmuster. Bei der Vermittlung von Medienkompetenz im Sinne von „Studbene“ (vgl. Schiersmann/Busse/Krause, 2002) geht somit nicht alleine um die Schulung von technischen Handlungsfertigkeiten bezogen auf ein oder mehrere Produkte. Medienkompetenz beinhaltet vielmehr die Verbindung von Fähigkeiten, Fertigkeiten und Wissen, um die pädagogische Handhabung und technische Gestaltung von sozialen Lernräumen zu erreichen, den Zugriff auf notwendige Ressourcen zu ermöglichen, den jeweiligen Gegenstands- bzw. Anwendungsbereich zu erfassen sowie geeignete Bildungsziele definieren zu können. Diese Lernziele lassen sich nur über die kontinuierliche Übung reflexiven Denkens und kritischen Bewertens erreichen.

In „Studbene“ wurde dieser Ansatz durch die Kombination von Medien- und Beratungskompetenz angestrebt (s. Kap. 2.2.3). Während es im Bereich mediendidaktischer Kompetenz um den technischen und didaktischen Kontext der Lerninhalte geht, wurde durch die thematische Einbindung von Lernberatung in diesem Modul ein reflexives, kritisch-bewertendes Element integriert. Die in diesem Zusammenhang durchgeführten Übungen und Trainings, ermöglichten die kognitiven Entwicklungsprozesse in einem sozialen Lernkontext stattfinden zu lassen. Die Aneignung von Lernberatungskompetenz im Rahmen der Vermittlung von Medienkompetenz durch Gesprächs- und Kommunikationstrainings führt zu einer anderen Lernweise bei den Lernenden. Es geht bei den technischen Themen nicht mehr ausschließlich um individuelle Fähigkeiten und Fertigkeiten, sondern um die Kompetenz diese Inhalte anderen Menschen plausibel machen zu können. Es ergänzt das Erlernen von medien-technischen Wissensinhalten um das pädagogisch-beratende Element der Vermittlung des erworbenen Wissens.

Aus den Erfahrungen im Projekt „Studbene“ kann festgehalten werden, dass sich diese Kombination verschiedener Zielsetzungen sehr gut eignet, um Lernenden aus sozial- und geisteswissenschaftlichen Fächern den Erwerb von Medienkompetenz zu erleichtern. Gerade Personen aus diesen wissenschaftlichen Denktraditionen haben oft große Probleme mit technischen Lerninhalten, da der intersubjektive Bezug im Lernprozess vermisst wird. Wird diese „Sprachlosigkeit“, wie hier im Beispiel von „Studbene“ überwunden, so wird der Lernprozess aktiv und sozial gestaltet und erleichtert auch Personen mit geringer Affinität zu technischen Themen den Zugang zu diesen Wissensinhalten. Umgekehrt lernen Personen mit einem hohen Grad an medien-technischer Kompetenz ihr Wissen zu reflektieren und zu verbalisieren. Somit hat diese Methodik ein großes Potential an kompetenzfördernden Elementen auch und gerade in heterogenen Lerngruppen.