Die Idee für das Projekt „Studbene“ entstand im Jahr 2000. Am Erziehungs-wissenschaftlichen Seminar der Universität Heidelberg sollte eine Möglichkeit für Studierende geschaffen werden, um eine medienpädagogische bzw. medien-didaktische Zusatzqualifikation sowie Kenntnisse und Fähigkeiten beim Umgang mit modernen Informations- und Kommunikationstechnologien (IuK-Technologien) erwerben zu können.

Am Lehrstuhl für Weiterbildung wurde der Entwurf für ein entsprechendes Angebot erstellt, das diese aktuellen und berufsrelevanten Inhalte am gesamten Institut nachhaltig etablieren sollte. Erklärtes Ziel war es, ein „Gesamtkonzept“ aus einer Reihe von aufeinander bezogenen Inhalten, anstelle von thematisch unabhängigen Einzelveranstaltungen zu entwickeln. Für die Studierenden sollte der Erwerb berufspraktischer und sozialer Kompetenzen im Bereich mediengestützter Lehr- und Lernformen im Rahmen ihres Studiums möglich sein, ohne dass hierdurch eine längere Studiendauer oder die Wahl eines zusätzlichen Studienfachs notwendig werden würde. Daher sollte das Konzept sowohl wesentliche Kriterien einer „in-sich-geschlossenen Ausbildung“ erfüllen, als auch eine problemlose Teilnahme der Studierenden im Rahmen des erziehungswissenschaftlichen Magisterstudiengangs garantieren.

Eine Schwierigkeit zu Beginn der Planungen war die Definition der Voraussetzungen für eine Teilnahme sowie die Einschätzung bereits vorhandener Medienkompetenz (vgl. hierzu auch Kap. 2.2.1) der Studierenden. Unklar war hierbei vor allem, von welchen methodischen und fachlichen Vorkenntnissen bei den Studierenden ausgegangen werden konnte bzw. welche Voraussetzungen von den Studierenden nicht erfüllt werden würden. Um diese Unsicherheit zu beheben, wurden noch vor dem Start des eigentlichen Projekts zwei „Pilotveranstaltungen“ in Form von Seminaren am Erziehungswissenschaftlichen Seminar angeboten. Die Ergebnisse aus diesen Voruntersuchungen überraschten wenig: Bei den Erfahrungen und Kenntnissen über den Umgang mit und den Einsatz von Neuen Medien in Lernprozessen bestanden höchst unterschiedliche Voraussetzungen bei den Studierenden.

Im Gegensatz zu vielen anderen Angeboten in Zusammenhang mit der Vermittlung von Medienkompetenz sollte diese Heterogenität der Teilnehmenden sogar noch erhöht werden, um aus pädagogischer Sicht einen Nutzen für die Vermittlung der Inhalte ziehen zu können. Damit für die sozialen Lernformen im Projekt auf möglichst unterschiedliche Vorkenntnisse der Teilnehmenden zurückgegriffen werden konnte, entstand die Idee das Vorhaben als interdisziplinäres Projekt durchzuführen und für Studierende aus wirtschafts-, sozial und geisteswissenschaftlichen Fachdisziplinen zu öffnen. Es war bereits zu diesem Zeitpunkt klar, dass die Erhöhung der Heterogenität der Teilnehmenden sowohl Chancen, als auch Risiken beinhalten würde.

Eine Hypothese in diesem Zusammenhang bestand in der Annahme, dass für Gruppenarbeiten zu medien-technischen Lerninhalten positive Effekte erwartet werden konnten, in dem sich die Teilnehmenden gegenseitig helfen können und sollen. Diese Mutmaßung erwies sich später auch als durchweg richtige Einschätzung (s.u.: „Tandem-Lernen“). Die Erfahrungen aus dem Projekt „Studbene“ unterstreichen daher die den oft geforderten Anspruch, kompetenzfördernde Lehre an Universitäten interdisziplinär zu realisieren.